HILPOLTSTEIN (RHV) – Über ein Jahrhundert war Öl der Schmierstoff der Wirtschaft, ohne den keine Industrie möglich schien. Doch auch dieses Öl muss erst einmal aus dem Erdinneren gefördert werden, etwa von einer Bohrinsel im Meer. Seit Ende vergangenen Jahres steht die Plattform “Edvard Grieg” im Meer vor der Westküste Norwegens – in ihr arbeiten Maschinen des Unternehmens Strobl Pumpen aus Hilpoltstein.
” Wir pumpen zwar nicht das Öl aus der Erde, aber unsere Maschinen sorgen für den Kühlkreislauf, die Wasserversorgung und die Schmierstoffverteilung auf der Bohrinsel”, sagt der Geschäftsführer Robert Strobl. Der 56 Jahre alte gelernte technische Zeichner arbeitete Jahre lang im Vertrieb eines Pumpenherstellers, bis dieser in Insolvenz ging. Aus der Not heraus gründete er 2006 seine Firma zusammen mit seinem Sohn Christoph, der damals noch Student war und sich nun als Betriebsleiter um Einkauf, Produktion und Planung kümmert.
Angefangen hat Robert Strobl in einem 14 Quadratmeter großen Kellerbüro in seinem Wohnhaus. Zusammen mit einem Konstrukteur zeichnete er dreidimensionale Pumpenmodelle auf dem Computer und schickte die Daten an einen CNC-Fräser nach Georgensgmünd. Die Einzelteile wurden dann in Hilpoltstein zusammengebaut. So ist das heute noch, nur in etwas größeren Maßstäben.
In 2010 entstand im Gewerbegebiet “Am Kränzleinsberg” in Hilpoltstein ein Bürogebäude mit Montage- und Lagerhalle. Sieben Mitarbeiter arbeiten dort um kümmern sich um Planung, Vertrieb und Montage. Ein Angestellter arbeitet in Norddeutschland im Außendienst. Bislang müssen beim Zusammenbau noch Ferienarbeiter aushelfen. ” Unser Ziel ist es, künftig noch einen Mitarbeiter einzustellen”, sagt Strobl. Das Geschäft läuft derzeit ziemlich gut, auch in der Ferienzeit bleibt die Arbeit nicht aus: ” Wir sind nicht von den Jahreszeiten unabhängig, irgendwer braucht immer Pumpen.”
Ein Standbein des Unternehmens sind Pumpen für Abwasser- und Umwelttechnik. Aber auch für die Öl-, Gas- und Lebensmittelindustrie gibt es Pumpen aus Hilpoltsteiner Entwicklung. Bauen können Sie fast alles. “Nur physikalische Grenzen können wir leider nicht aufheben, auch wenn sich das einige Kunden manchmal wünschen würden”, sagt der 32-jährige Christoph Strobl.
Die günstigen Pumpen am Markt bieten wir nicht an, sagt Geschäftsführer Robert Strobl. Das sei aber auch nicht die Philosophie des Unternehmens: ” Auf den Preiskampf lassen wir uns nicht ein. Für uns ist die Qualität wichtig, deshalb lassen wir nur in Deutschland fertigen.”
Für Spezialwünsche, etwa eine andere Leistung, andere Antriebe oder Normen werden dann kundenspezifische Anpassungen durchgeführt, die je nach Aufwand von wenigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen dauern können. Komplett neu geplante Pumpen brauchen vom Auftrag bis zur Vollendung etwa 12 bis 30 Wochen.
Bei der norwegischen Bohrinsel konnte die erste Pumpe nach etwa 22 Wochen an den Start gehen. Etwa 20 Geräte aus Hilpoltstein leisten dort ihren Dienst, die kleinste wiegt 400 Kilogramm, die größte 3,5 Tonnen. Oft kommt ein Anlagenbauer auf den Acht-Mann-Betrieb zu und bringt einen Auftrag sowie technische Anweisungen mit. “Für Norwegen mussten wir 1500 Seiten durcharbeiten”, sagt Robert Strobl.
Erst teilten sie den Planern einen ungefähre Größe mit. Nachdem dann das endgültige Innenleben der Plattform auf dem Papier fertig war, kamen die genauen Maße, “von den wir natürlich nicht mehr abweichen durften”, sagt Strobl.
Schwierige Konditionen
“Die ersten vier Jahre der Selbständigkeit waren schwierig, die Unterstützung vom Staat war alles andere als gut”, erinnert sich Strobl. Zwar gab es einen Gründerzuschuss und einen Kredit von der KfW. Die Konditionen seien allerdings schwierig gewesen und die Steuerlast gleich zu Beginn ziemlich groß.
Wenigsten die Grundstückssuche war kein Problem. Zu dem vor sechs Jahren errichteten Neubau kam heuer eine etwa 450 Quadratmeter große Lager- und Montagehalle dazu.
Dort tüfteln die Strobls im Moment an einer neuen Pumpe mit explosionsgeschütztem Elektromotor aus eigener Entwicklung. Eine Behörde prüft gerade das Produkt, das Unternehmen hofft, es Ende des Jahres auf den Markt bringen zu können.
Neben der norwegischen Ölplattform laufen in einem schwedischen Stahlwerk Strobls Spezialpumpen für Säure. Auch nach Indien, China und Ecuador hat die Firma schon geliefert. Doch es muss gar nicht so weit weg sein: In der Hilpoltsteiner Kläranlage laufen drei ihrer Pumpen, die Abwasser transportieren.
Quelle: Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung vom 08.09.2016